Wirtschaftsprüfung / Audit – Tipps für das Interview

Interview Wirtschaftsprüfung

DISCLAIMER: Jede Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (egal ob Big4, Next10 oder Boutique) hat andere Bewerbungsprozesse und andere Anforderungen an BewerberInnen. Selbst innerhalb einer WP-Gesellschaft können enorme Unterschiede bestehen. Dieser Artikel beschreibt größtenteils Eindrücke und Erfahrungen und ist nicht universell gültig. Zudem können Interviews für Praktika und Festeinstiege völlig verschieden sein. In diesem Beitrag fokussiere ich mich deshalb nur auf Interviews für Praktika.

Vorbereitung auf das Interview

Du hast Dich in der Wirtschaftsprüfung beworben und wurdest zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Glückwunsch!

Die Vorbereitung sollte so aussehen, dass Du Dir folgendes genauer ansiehst:

  1. Buchhaltung und Accounting (Wie bildet man Buchungssätze? Was ist ein Jahresabschluss? Welche Inventurformen gibt es?)
  2. Allgemeines Wissen zur Branche und zu Abläufen in WP-Gesellschaften (Was ist ein Partner? Wieso Prüft man Jahresabschlüsse? Was ist der Unterschied zwischen Industrial Services und Wealth and Asset Management?)
  3. Aktuelle Nachrichten zur Branche (z.B. durch Zeitungsartikel oder Fernsehen – Wird im Moment irgendwo ein Testat versagt?)

Wichtig: Kenne die Position auf die Du Dich bewirbst und die Dich womöglich erwartenden Aufgaben!

Tipp: Bücher von Squeaker und e-fellows können bei deiner Vorbereitung hilfreich sein.

Das Interview besteht (erfahrungsgemäß und laut einigen mit denen ich gesprochen habe) grob aus 3 Teilen.

  1. Vorstellungsrunde: In einer Vorstellungsrunde können Du und die Interviewer (meist ein Manager oder Partner) mit einander warm werden. Es ist mehr ein gegenseitiges Kennenlernen, als das Du zu Deiner Person ausgefragt wirst. Dir können Fragen zu Deinem Lebenslauf, zu Deinen Unikursen, Deinen ehemaligen Arbeitsplätzen und zu Deinen Fähigkeiten gestellt werden. Du kannst gebeten werden, Dich und Deinen Lebenslauf vorzustellen.
    Tipp: Falls Du bereits Berührpunkte mit dem Unternehmen gemacht hast, kannst Du diese gerne ansprechen. Kennst Du vielleicht (ehemalige) Praktikanten oder Mitarbeiter, warst Du auf Karriere-Events oder bist Du bereits mit einem Recruiter ins Gespräch gekommen? Hast Du eine persönliche Bindung zum Unternehmen?
  2. Aufgaben und Fälle: Dir können 2-4 Fragen gestellt werden. Diese können die Themen Buchhaltung (Wie bilde ich eine Rücklage? Nenne den Buchungssatz für den Kauf einer Maschine), Accounting (Was ist der Unterschied zwischen FiFo und LiFo?) oder allgemein zu Prüfprozessen (Welche Dokumente brauche ich, um eine Buchung sicherzustellen, dass eine Buchung richtig ist?) gehören. Achte dabei unbedingt auf den Unterschied zwischen „wie wird eine Prüfung gebucht“ und „wie wird eine Prüfung geprüft“. Die Aufgaben und Fälle können sukzessiv schwerer werden und es wird sicher auch nicht erwartet, dass Du alles 100% richtig beantwortest. Wie auch bei Consulting Interviews kann es hilfreich sein, seine Denkprozesse mitzuteilen , solange dies zielführend ist.
    Jeder Interviewer hat andere Fragen und Anforderungen! Egal wie gut Du Dich fachlich auf das Interview vorbereitest, Du kannst nie mit 100%-iger Sicherheit vorhersehen was Dich erwartet.
  3. Fragen: Du kannst gefragt werden, ob Du Fragen hast. Bediene Dich hier keinen „Standard-Floskel-Fragen“. Stelle nur Fragen die Dich wirklich beschäftigen. Zeige mit Deinen Fragen, dass Du Interesse hast, aber stelle keine Fragen zu stellen nur um Fragen zu stellen. Es gibt dumme Fragen.Beispiele für Fragen, die ich persönlich bereits gestellt habe:
    1. Wie wird mein Team aussehen?
    2. Welche Aufgaben erwarten mich konkret im Bereich XY?
    3. Wie kann ich mich optimal vorbereiten? Was können Sie mir empfehlen?

Das Interview folgt keinem strikten Konzept. Versuche aber nicht zu sehr abzuweichen und einen roten Faden im Gespräch zu behalten. Folge auch dem Vorgaben Deines Interviewpartners. Solltest Du abweichen oder bei einer Frage auf der falschen Fährte sein (jeder kann mal eine Frage falsch verstehen) so kann es sein, dass Dein Interviewpartner versuchen wird Dich in die richtige Richtung zu deuten. Nimm es nicht persönlich, dass dieser Dich womöglich unterbricht. Mit Sicherheit möchte er Dir nur helfen. Solltest du eine Frage nicht verstehen, ist es in Ordnung Rückfragen zu stellen. Es ist besser eine Rückfrage zu stellen, als den Gedankengang in eine falsche Richtung zu lenken. Auch kannst Du nach mehr Zeit bitten, oder ob Du Dir das Problem auf ein Blatt Papier skizzieren darfst.

Nimm Dir möglichst genug Zeit, um Dich auf das Interview vorzubereiten. Vor allem wenn Du im Studium oder Deiner Ausbildung wenig Kontakt mit der Materie gehabt hast (oder Du vor 3 Semestern das letzte mal einen Buchungssatz gehört hast). Informiere Dich auch unbedingt außerhalb dieses Artikels, krame Deine alten Vorlesungsfolien in Rechnungswesen heraus oder schaue Dir YouTube Videos an. Erstelle Dir eine ausführliche Zusammenfassung und übe mit Freunden und Familie. Ein Mock-Interview einige male durchzuspielen kann Dir dabei helfen beim echten Interview weniger aufgeregt zu sein. Achte auf das Feedback, vor allem wenn Dein gegenüber bereits ein Interview erlebt hat oder in der Wirtschaftsprüfung tätig war. Ein sicheres, organisiertes und vorbereitetes Auftreten kann nicht schaden.

Neben dem Fachlichen ist auch Personal Fit entscheidend. Das mag zwar Dein erstes Interview dieser Art sein, aber bestimmt nicht das Deines Interviewpartners. Sie oder er entscheidet schließlich, ob Du in ihr oder sein Team passt. Tritt deshalb stets höflich und respektvoll auf und versuche einen Kühlen kopf zu bewahren. Versuche nicht arrogant zu sein und down-to-earth aufzutreten.

 

Viel Erfolg beim Interview.

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